Umzug mit Kinderaugen

Kinder sind verunsichert, wenn ein Umzug ansteht. Vor allem ab dem Alter, wo sie es schon bewußt mitbekommen. Kinder haben bekanntlich feinste Antennen für ihre Eltern und wissen ziemlich schnell, dass sich etwas verändern wird.

Immobiliensuche

Die Kinderaugen waren uns immer wichtig. Allerdings führte dies recht schnell zur Verweigerungshaltung, nachdem zwei, drei Objekte trotzt positivstem Kinderlob nicht genommen wurden. Vor allem große Gartenflächen und große Kinderzimmer waren beliebt. Ziemlich schwer tat sich unser Kind mit noch eingerichteten Objekten, da waren die Möbel doof oder es wurde mitgelitten mit dem Kind was dort ausziehen muss. Zugegebenermaßen sind solche Besichtigungen auch oft langweilig, wenn der Makler viel erzählt und man den Ball nicht gegen die frisch renovierte Wand kicken darf. So gingen wir dazu über, Immobilien ohne Kinder zu besichtigen. Erst kurz vor dem Kauf machten wir noch einen extra Kinderbesichtigungstermin, der dann auch kurz und spannend war.

Warum müssen wir umziehen?

Argumente wie hohe Mietzahlungen zogen in Kinderaugen gar nicht. Eher die Vergrößerung des Kinderzimmers. Hauptargument bei unserem Kind war hier der sehr kurze Schulweg, der überzeugte sofort und bestand nachhaltig als Erklärung gegenüber anderen Kindern.
Ziemlich häufig wurden wir in der langen Zeit der Suche gefragt, ob wir denn auch das Lego mitnehmen würden und die Lieblingscouch, vielleicht sogar den Tisch und auf jeden Fall den Fernseher. Bis zum Fenstergriff wurde alles abgefragt, was in der alten Wohnung möglicherweise vergessen werden könnte. Wir sprachen viel darüber, wie die filigranen Legogebäude sicher verpackt werden könnten und wie das mit der Zimmerlinde funktioniert. Lange fürchtete unser Kind, dass irgendein wichtiger Einrichtungsgegenstand nicht mitkommen würde. Und wirklich verloren wir beim Umzug ein großes Stofftier. Wo das abgeblieben ist, wissen wir bis heute nicht.

Mithelfen

Wir renovierten unsere neue Wohnung etwa ein halbes Jahr, solange wohnten wir noch in der alten Wohnung. Wir bemühten uns um eine kindgerechte Ausstattung auf der Baustelle. Ein schicker Kinder-Arbeitsoverall, handhabbares Werkzeug und überschaubare Aufgaben, vor allem aber Handwerkerverpflegung in Form von Süßigkeiten. Der Erfolg war nicht sehr durchschlagend, die Baustelle bekam schnell einen schlechten Ruf: Zu langweilig, schon wieder und so weiter. So rüsteten wir mit Fernseher und CD Player auf und schafften eine kleine Ruheinsel, die uns die ein oder andere Stunde Zeit verschaffte. Insgesamt war es aber ein unglaublicher Zeitspagat zwischen Arbeit, Hausumbau und Kinderbertreuung. Zum konkreten Umzug hin mussten wir schon recht massiv Freunde für die Kinderbetreuung einspannen.

Gewöhnung

Geholfen hat uns ein Sylvesterfest in der neuen Wohnung. Auf Bierbänken zwischen Farbeimern und Zementsäcken feierten wir die Wohnung ein. Um Mitternacht verkrümelten wir uns mit unserem Feuerwerk aus der stillen Straße und jagten unsere Lichtgewerke unterwegs zur alten Wohnung in den Nachthimmel. 2 Wochen vor Einzug boten wir unseren Freunden eine Baustellen-Geburtstags-Feier. Der Handwerksmeister, selbstredend auch dabei, weigerte sich vor der Feier Boden zu verlegen oder Wände zu streichen, damit da nix verdorben würde. In Zeiten des Handys war es auch nicht schlimm, dass die Klingel nicht ging. Die Toilettentür bestand aus einer Plastikplane mit Reißverschluss. Die Kinder bekamen ein extra Spielzimmer mit einem Teppich ausgelegt und tobten den ganzen Abend in dem spielzeugfreien Zimmer herum. Unsere Freunde bekamen einen ersten Eindruck vom Gesamtwerk und verteilten sich in allen Räumen.
Nach dem Umzug, der dann doch recht aufregend war, stieg die Kinderlaune wieder. Das Kinderzimmer war zuerst eingerichtet und am besten war das Massenschlaflager am Fußboden des Kinderzimmers. Alle Spielsachen tauchten wieder auf und fanden neue Plätze. Das Sofa war da und die Zimmerlinde und mit ihnen die Erleichterung, dass doch alles mitgekommen war. Bei der Übergabe der alten Wohnung wollte kein Kind mehr dabei sein.
Auf den Punkt gebracht hat es die vierjährige Freundin: „Wann geht ihr wieder nach Hause?“ fragte sie ein halbes Jahr nach dem Umzug. Nie wieder haben wir gedacht und Sohnemann vielleicht auch.

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